Bruichladdich – alter Charme gepaart mit innovativen Ansätzen
Nach der Laphroiag-Besichtigung haben wir uns direkt in unseren VW Caddy begeben und sind eine halbe Stunde in den Nord-Westen Islays gefahren. Die Anfahrt war faszinierend, da ein Großteil der Strecke „Single-Track-Road“ mit intensivem Gegenverkehr war. Bei der Ankunft an der Bruichladdich-Destillerie fiel sofort die herausragende Lage am weißen Sandstand auf. Dieser positive Eindruck setzt sich bei dem ungewöhnlich hippen Team der Bruichladdich Brennerei fort.
Tour
Die Technik ist uralt und analog. Es war nahezu keine neuartige Messtechnik im Einsatz. Selbst die Mengenerfassung der zu schrotenden Gerste wird weiterhin auf einer Tafel mit Kreide festgehalten. Die Schrotmaschine ist ebenfalls eine von vier übrig gebliebenen Veteranen, die seit über 100 Jahren existieren und mit mehreren Bandriemen angetrieben werden. Im Gegensatz zur Schwester bei Ardbeg ölte diese fleißig vor sich hin.
Der Maischbottich ist bisher die Grundlage für alle Abfüllungen in der 137-jährigen Brennereigeschichte. Weder die manuelle Reinigungsmethode mit Schlauch, noch das offene Konzept ist aufgrund des Wirkungsgrades besonders vorzeigbar.
Die eichenhölzernen Wash-Bags haben das Standardmaß und waren ungewöhnlich gewöhnlich. Die Besichtigung der Brennblasen, vermittelte den Eindruck der auffälligen Experimentierfreudigkeit von Bruichladdich. Der Brennmeister werkelte in seinem Revier und öffnete eine der drei heißen Stills. Hier rauchte und dampfte es – das war für alle Besucher faszinierend. Eine weitere Brennblase, die „Ugly Betty“ wurde für die Gin-Herstellung beschafft. Das Bruichladdich Team entwickelt sich bewusst in anderen Bereichen weiter, um wieder neue Aspekte in ihre Whisky-Brennkultur einbringen zu können. Dieses Mindset unterstreicht Bruichladdich’s Leitgedanke „Progressive Hebridean Destillers“.
Ein weiteres Highlight war die Besichtigung der Lagerräume. Wir durften uns dort frei bewegen und alle Fässer genau unter die Lupe nehmen. Das älteste Fass in dem uns zugänglichen Bereich war auf 1990 datiert, was einen reizvollen 28-jährigen Single Malt hervorbringen dürfte. Mittlerweile sind über 200 verschiedene Fässertypen in den Lagern dieser Destillerie, da sehr viel experimentiert wird. Die Fassgrößen, Herkunftsregionen und vorherigen Spirituosen in den Fässern haben einen erheblichen Einfluss auf den Whisky.
Ein Fass mit Plexiglaswänden wurde ausgestellt, um für einen Kunden den kontinuierlichen Verlust „Angle Share“ zu dokumentieren. Eine weitere Beobachtung war der dunkle Schimmelpilz Baudoinia compniacensis, der durch diese kontinuierliche Verdunstung gefördert wird und sich an den Mauern der Lagergebäude ablegt.
Tasting
Bei Bruichladdich haben wir auf das Tasting vor Ort verzichtet und sind mit Proben des Octomore und „The Classic Laddie“ direkt zur Fähre gezogen.
Destillery only Bottle – Eigene Abfüllung des 14-jährigen
Dieses Mal war ich gezwungen meine Abfüllung vor der Tour abzufüllen, da wir direkt nach der Besichtigung auf die Fähre nach Port Askin eilten. Ich habe mich für den 14-jährigen Bruichladdich Single Cask entschieden. Eine kleine Unkonzentriertheit meinerseits hat dafür gesorgt, dass 0,55 Liter den Weg in meine persönliche Abfüllung gefunden haben. Mittlerweile habe ich bereits eine Routine entwickelt, wie diese Abfüllung, das Labeln und Versiegeln funktioniert. Die Flasche ist schön gestaltet und freudig habe ich meine neue Errungenschaft eingepackt.